Religiöse Denkmäler

Kapellen, Bildstöcke und Marterl

Von den 16 Kapellen, 21 Bildstöcken und Marterln unseres Gemeindegebietes sind die meisten in der Wanderkarte für den Erholungsraum Munderfing eingetragen. Sie sind Zeugen christlicher Volkskunst und tiefer Frömmigkeit. Ihre Entstehungsgeschichte ist mannigfacher Art: Danksagung nach schwerer Krankheit, gesunde Heimkehr aus dem Krieg, tödliche Arbeitsunfälle (meist mit Pferdefuhrwerken), plötzlicher Tod während der Arbeit, Erfüllung eines Gelübdes und Ähnliches. Über einige hat sich bezüglich ihres Ursprungs längst der Mantel der Vergessenheit gebreitet.

Manche dieser religiösen Kunstdenkmale sind in desolatem Zustand: Rissiges, abbröckelndes Mauerwerk, verwahrloste Altäre mit billigen Gipsfiguren und ausgeschiedenen Heiligenbildern bei einzelnen Kapellen, verwitterte Wegkreuze mit verblichenen Tafeln.
Die wertvolleren Figuren und Bilder sind meist zum Schutz vor Kapellenplünderern in den Häusern verwahrt.

Es ist jedoch überaus erfreulich, feststellen zu können, dass bereits einzelne der Besitzer ihre Kapellen unter Einsatz nicht unerheblicher Mittel und Arbeitsleistung erneuerten bzw. renovierten, um sie der Nachwelt zu erhalten und ein gutes Beispiel zur Nachahmung zu geben. Auch Gemeinde und Forstverwaltung zeigen dankenswerte Aktivitäten. Vermoderte Marterl werden da und dort durch neue ersetzt, Inschriften und Bildtafeln erneuert.
Fromme Seelen schmücken oft einsam stehende Marterl mit frischen Blumen und verweilen zu einem stillen Gebet.

Übersicht nach ihren Standorten:

Munderfing

Am westlichen Ortsausgang – unmittelbar vor der Hauptschule – finden wir unter einer mächtigen Linde die kleine Hofbauerkapelle. Sie ist Evangelienaltar bei der Fronleichnamsprozession.

Die gleiche Funktion erfüllt die Fuhrmannbinderkapelle, etwas nördlich gelegen, die 1966 als Ersatz für die alte Fuhrmannbinderkapelle, die ihr gegenüberstand, von den Besitzern Franz Fuchs, Ludwig Stegmüller und Franz Stockinger erbaut wurde.

An der Abzweigung der alten Römerstraße von der Raiffeisenstraße steht die kleine „Kerscherkapelle“. Ihr gegenüber stand ein hohes Wetterkreuz, das der Straßenverbreiterung weichen musste.

Am südlichen Ortsausgang stand westlich der Bundesstraße 147 die Hofbauerkreuzkapelle, ein Barockbau aus der Zeit um 1740. Das schöne Kreuzgewölbe im Innern war mit Fresken aus dem Leiden Christi von Georg Reischl verziert. Obwohl unter Denkmalschutz stehend, wurde sie 1977 vom Besitzer geschleift.

An der Straße nach Apfelberg an der Gemeindegrenze nach Schalchen steht ein neuer Bildstock. An dieser Stelle wurde 1810 eine Näherin von einem Wolf zerrissen. Übrig blieben außer der
Nähmaschine einige Kleiderfetzen. Zum Gedenken setzte der Bauer Ferdinand Schallmoser (Dachs in Äpfelberg) als Grundeigentümer an der Stelle des grausigen Geschehens ein Marterl, das von den Besitznachfolgern, der Familie Buttenhauser, in Erfüllung eines Gelübdes 1956 erneuert wurde.

1970 ersetzte Fritz Neuländner, der Gatte der jetzigen Besitzerin Maria Neuländner, dieses Marterl durch ein Bildstöckl mit einem Madonnenbild.

Das Pestkreuz am Fuße des Haidberges links an der Jeginger Straße und das etwas südlich davon befindliche Pestmarterl beim Anstieg zum Pestfriedhof erinnern an das Erlöschen der furchtbaren Pest 1712 bis 1714.

 

Achenlohe

In der Feldbacherkapelle in Achenlohe werden an den gleichen Tagen wie in der Pfarrkirche Maiandachten gehalten. Eine kleine Glocke mit 30 cm Durchmesser ruft dann zur Andacht.

Die Simmelbauerkapelle an der Achenlohener Straße am Ostrand der Ortschaft steht seit 1888. Im Glockentürmchen hängt ein zirka 25 kg schweres Glöckchen; am Pfingstsamstag läutet es zu einer Abendandacht mit Feldbeten. Sie wurde vom Besitzer Josef Scharl 1977, etwas von der Straße zurückgesetzt, neu gebaut.

Am Ortsrand der Au an der Abzweigung nach Valentinhaft hängt an einer Eiche ein Dreifaltigkeitsbild, das früher ein Marterl zierte.

 

Achtal

Etwa 800 m vom Schnapsbrenner taleinwärts steht das Jakobstaferl, im Volksmund auch „Nazingtaferl“ genannt. Hier hat 1828 den im Forsthaus Achtal bediensteten Forstknecht Ignaz Jakob „der Schlag getroffen“.

 

Althöllersberg

Wahrscheinlich dort, wo einst die Kirche zum Heiligen Kreuz stand, steht heute die Siebenschläferkapelle.

 

Bradirn

Am Hause Bradirn 10 (Gerti Winter) ist ein Andachtsschrein angebracht, in dem zwei Ölbilder (Christuskopf und Maria mit dem Kinde) aus der 1790 abgebrochenen Heiligenkreuzkirche in Höllersberg zu sehen sind.
Die Schobertafel am Spreitzenberger Höhenweg erinnert an den Holzknecht Schober, der auf dem Weg zur Arbeit hangabwärts 1919 „vom Schlag getroffen wurde“.

An der Abzweigung der Teufeltalerstraße von der Bradirner Straße ist an einem  Baum das Daxertaferl angebracht. Es trägt die Inschrift: „Dem Andenken des am 9.2.1893 beim Holzabziehen verunglückten Peter Daxer, Triftholzarbeiter i. P.“.

Etwa 800 m taleinwärts steht rechts der Teufeltaler Straße das Kugelbergertaferl. Hier verunglückte Herr Kugelberger mit einem Fuhrwerk tödlich.

Ganz in der Nähe erinnert die Hofmannstafel in Kohlmandl an den Revierförster Georg Hofmeyer, der an dieser Stelle am 14.12.1771 von einem Wildschützen erschossen wurde.

300 m südöstlich von der Teufeltaler Hütte ist im Fuchstalerl die Fuchstafel. Hier verstarb 1935 der Holzknecht Josef Fuchs.

 

Hirschlag

Die Bauerseheleute Friedrich und Karoline  Maier, Hirschlag 3, erbauten 1923 neben ihrem Anwesen eine Kapelle mit einer Mariengrotte. Jeden Pfingstsamstag war eine Abendandacht mit Feldbeten. Heute ist die Kapelle, die 2001 renoviert und 2002 eingeweiht wurde, im Besitz der Eheleute Josef und Margit Hattinger (Aigner).

 

Katztal

An der Katztaler Straße steht bei der Abzweigung zur Großen Tanne „’s Taferl“, dessen Ursprung unbekannt ist. Von hier ist es noch zirka eine halbe Gehstunde zur Großen Tanne.

Das Leotaferl im oberen alten Katztal setzte vor dem Ersten Weltkrieg der Holzknecht Franz Daxer vom Achtal zu Ehren des von ihm hochverehrten Papstes Leo XIII. (1878 bis 1903).

Am Friedburger Steig, zirka eine Gehstunde südöstlich der Teufeltaler Hütte im Wolfganglangtal, ist die Wolfgangtafel. Das Bild zeigt den hl. Wolfgang beim Bau einer Kapelle.

Der Weiße Stein: Bis 1914 stand dort ein Marterl mit dem weißen Hirsch. Im Februar 1914 kam der heutige Granitstein von Mattighofen als Orientierungspunkt (683 m) hierher.

An der Bundesstraße, knapp vor der Bahnüberführung, stand die Wallnerbauerkapelle. Sie musste durch den Straßenbau verkürzt werden. 2004 stürzte bei einem Sturm der danebenstehende Kastanienbaum auf die Kapelle und zerstörte sie völlig.

Nach der Bahnüberführung stand hart an der Bahnböschung die Hoffmannkapelle. Bauherrin war Frau Therese Hoffmann um das Jahr 1960. Im Jahre 1977 kam die Kapelle in den Besitz von Gottfried und Ursula Knauseder. Seit 1997 ist sie die Grabstätte von Gottfried Knauseder (Urnenbeisetzung).

 

Kolming

Am Südausgang der Ortschaft Kolming steht die Hattinger-Pestkapelle. Sie wurde angeblich nach dem Erlöschen der Pest 1647 bis 1650 errichtet. Die Familie Hattinger renovierte in den letzten Jahren die Kapelle (Außengemälde von Michele d’Ambra).

 

Lichteneck

Am ehemaligen Pestfriedhof (1712 bis 1714) am Waldrand zwischen Lichteneck und Parz errichtete der Heimatverein Munderfing 1933 ein Pestkreuz zum bleibenden Hinweis an diese schreckliche Seuche.

In Lichteneck, an der Kurve der Bundesstraße, stand eine alte Pestkapelle. Sie wurde 1976 von den Lichteneckern in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit neu gebaut. Im September 1973 raste ein PKW gegen die Kapelle und beschädigte sie so schwer, dass sie abgerissen werden musste. Die Lichtenecker halfen zusammen und errichteten in den Jahren 1976/77 an derselben Stelle mit dem Aufwand von etwa 250 unbezahlten Arbeitsstunden eine schmucke Kapelle. Für die Pflege und den Blumenschmuck hat sich die Familie Marianne Huber, Lichteneck 4, bereit erklärt. Am Pfingstsamstagabend wird dort ein Rosenkranz gebetet.

 

Pfaffing

An der Nordseite des Stockhammerhofes ist die Stockhammerkapelle. Die ursprüngliche Stockhammerkapelle wurde abgebrochen und eine neue Kapelle erbaut. Die Fertigstellung erfolgte  im Jahr 2001. Hart daneben stand ein Marterl mit einer Gedenktafel. Ein Knecht erschoss 1823 unvorsichtigerweise bei einer Schießübung auf das Tennentor den Bauern, der zufällig über die Tenne ging.

An der Taferlbuche, einer mächtigen Zwillingsrotbuche auf Parzelle 170, KG. Munderfing, ist ein Marienbild mit dem Kinde angebracht.

 

Parz

Im Parzer Tal, etwa 1 km von Parz waldeinwärts, ist das Jägertaferl. Hier wurde ein Wilderer von einem Jäger erschossen.

 

Rödt

An der Einfahrt nach Rödt steht unter einer Linde die Brandhuberkapelle.

 

Stocker

An der Ostseite des uralten Stockingerhofes in Stocker errichtete das Ehepaar Franz und Maria Stockinger 1921 eine schmucke Kapelle mit einer Mariengrotte. Die Steine der Grotte stammen von Plainfeld. Vor der Kapelle steht ein 5 m hohes eichenes Wetterkreuz, das zuletzt 2003 renoviert wurde.

Bei der Abzweigung Lochener Straße – Stocker steht ein Marterl, dessen Entstehungsgeschichte unbekannt ist.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht am Waldrand das Steinerkreuz, das zum Gedenken an den tödlichen Unfall des damaligen Gemeindetierarztes Josef Steiner im Jahre 1977 errichtet wurde.

 

Unterweißau

Vor dem Hauslgut steht an der Lochner Straße ein Marterl mit dem Marienbild, das vor der letzten Bachregulierung beim Schober am Bache stand.

 

Valentinhaft

Dort, wo die Straße nach Valentinhaft von der Weißauer Straße abzweigt, steht links am Waldrand ein Wegkreuz. Hier dürfte früher ein „Schachern“ gestanden sein, bei dem die Wallfahrer zu einem Gebet innehielten.

Fährt man auf der Weißauer Straße weiter durch den Auwald, steht am Waldausgang rechts ein Wetterkreuz, das im Besitz der Familie Reitmeier (Greal) ist. Es wurde im Jahre 1979 anlässlich des Erntefestzuges errichtet. Der vor zirka zehn Jahren vom Kreuz gestohlene Herrgott wurde von den Eigentümern wieder ersetzt. Am Montag in der Kreuzwoche (Bitttage vor Christi Himmelfahrt) nehmen hier der Munderfinger Pfarrer und viele Gläubige aus nah und fern an einem Bittgang teil.

Wenn man an der südöstlich von Valentinhaft gelegenen Stieleiche vorbei Richtung Lochen fährt, trifft man am Waldrand der „Ötz“, ziemlich genau an der Gemeindegrenze Munderfing/Lochen, auf ein Wegkreuz mit einer Gedenktafel. Hier erlag der Roiderbauer in Lengau 1913, als er auf dem Weg zum „Weißauer Laufert“ war, einem plötzlichen Tod.